Laudatio OPUS 2009 für Thomas Strebel, Audiopool in der Kategorie Sounddesign von Dr. Walter Wehrhan, Chefredakteur PRODUCTION PARTNER.
Für das Sounddesign des Welttheaters Einsiedeln 2007, die aufwändige Installation multipler Funkstrecken und den virtuellen Raumklang, wird in diesem Jahr der Tontechniker Thomas Strebel von audiopool in der Schweiz mit dem Opus-Award in der Kategorie Sounddesign ausgezeichnet.
Über 66.000 Besucher fanden sich in dem idyllischen Örtchen Einsiedeln, in der Nähe von Zürich, zu einer Theaterinszenierung der besonderen Art ein. Bemerkenswert waren aber nicht nur der künstlerische Aspekt, sondern das technische Gesamtsystem und im Besonderen das Sounddesign. Zum 15. Mal seit 1924 wurde auf dem imposanten Platz vor der barocken Klosterkirche das Einsiedler Welttheater aufgeführt. Die Aufführung stand unter Leitung des bekannten Regisseurs Volker Hesse. Das Stück bestand aus einer Interpretation der Barock- Dichtung von Calderon, in dem sechs Figuren (der König, die Schönheit, der Reichtum, der Bauer, die Weisheit und die Bettlerin) den Weg von der Geburt bis zum Tod gehen. Autor Thomas Hürlimann hatte das Geschehen in die heutige Zeit versetzt.
Das Bemerkenswerte an der Ausführung war, dass ca. 350 Laienspieler mitwirkten, welche wie die ca. 150 weiteren Helfer, die hinter den Kulissen arbeiteten, Dorfbewohner oder Anwohner der näheren Umgebung waren. Mit der technischen Umsetzung dieses Schauspiels allerdings waren Vollprofis am Werk. Und einer von ihnen, der Tontechniker Thomas Strebel, lieferte mit Unterstützung weiterer Fachleute von audiopool, Bleuel Electronic und Studer Professional Audio GmbH ein Meisterstück audiophiler Live-Beschallung ab.
Die Anforderung an den Ton war, ein Klangbild mit dem Ziel zu realisieren, alle Tonquellen akustisch zu erfassen und sie klanglich optimal und ausgewogen wiederzugeben, ohne die Zuschauer akustisch zu erschlagen. Das Hauptziel der Beschallung sollte ein natürlicher Klang sein, dabei sollte auch die akustische Ortung der einzelnen Akteure technisch unterstützt werden. Gemäß seinem Motto „Ich will keine Lautsprecher – ich will die Darsteller hören“ setzte Thomas Strebel für die technische Realisierung dieses hohen Anspruchs das System TiMax des englischen Herstellers Outboard Electronic ein. Das perfekte Zusammenspiel der akustischen und optischen Wahrnehmung war eindrucksvoll. Auch die Balance zwischen Direktschall und elektroakustischer Unterstützung war sehr gelungen und das Delay an jeder Stelle perfekt kompensiert. Die Unterstützung gestaltete sich so, dass die Zuschauer die elektroakustische Unterstützung eigentlich gar nicht wahrnahmen. Das Beschallungssystem inklusive Stereo-, Front- und Rear-Anordnungen bestand ausschließlich aus Lautsprechern der Pro X-Serie von Klein + Hummel.
Doch nicht nur die filigrane Ortungsakustik war für den überragenden akustischen Eindruck des Welttheaters verantwortlich. Der Erfolg der tontechnischen Umsetzungen lag auch in der intensiven Nutzung drahtloser Mikrofontechnik. Die gesamte drahtlose Mikrofontechnik wurde mit Sennheiser-Produkten abgedeckt: Man entschied sich für 62 Mikrofonkanäle – und zwar in den Segmenten 662 bis 686 MHz (20 Kanäle), 758 bis 782 MHz (16 Kanäle) und 838 bis 862MHz (26 Kanäle). Warum erwähne ich an dieser Stelle die Aufzählung der Funkkanäle so genau? Bitte erlauben Sie mir an dieser Stelle, dass ich – zum wiederholten Mal – auf die, unsere Branche bedrohende Neureglung der Verteilung der Funkfrequenzen aufmerksam mache. Wenn – wie vorgesehen – die für die Veranstaltungstechnik wichtigen Funkfrequenzen ohne jegliche Alternativen den Betreibern von Mobilfunknetzen zur
Verfügung gestellt werden, dann können auch solche Veranstaltungen wie das Welttheater Einsiedeln in dieser Form nicht mehr durchgeführt werden. Oder stellen Sie sich einmal das Musical „Starlight Express“ mit kabelgebundenen Mikrofonen vor? Dann sollten Sie gleich eine Armada von Notärzten bereitstellen.
Am 4. März 2009 hat das Bundeskabinett die Frequenzbereichszuweisungsplanverordnung verabschiedet. Mit der Entscheidung am 15. Mai im Bundesrat soll dann alles unter Dach und Fach gebracht werden. Der Bestandsschutz der aktuellen Rechtsgrundlage wird zwar bis 2015 zugesichert, aber Skepsis ist geboten, da kein Schutz vor Störungen der professionellen Veranstaltungsproduktion vorgesehen ist. Nach jetzigem Stand beabsichtigen bis zu 800 Gemeinden Internet-Versorgunglücken mit Funktechnik zu lösen. Dabei wird wesentlich an den Bereich 790-862 MHz gedacht, in dem derzeit die Veranstaltungsproduktion stattfindet. Die Telekommunikationsunternehmen sind auf dem Weg, bereits im Jahr 2010 Lösungen anzubieten. Wie will man so einen Bestandsschutz für Mikrofone bis 2015 aufrechterhalten?
In diesem Zusammenhang kann ich Ihnen nur empfehlen, sich ständig beim Interessensverband APWPT zu informieren und im Wahljahr 2009 dieses Thema zu politisieren und vor der Gefährdung unseres Kulturgeschehens zu warnen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Podiumsdiskussion des APWPT zu diesem Thema am morgigen Freitag um 12:00 Uhr, hier an gleicher Stelle, hinweisen.
Doch zurück zum Opus-Award. Aus meinen anfänglichen Schilderungen ist abzuleiten, dass das Sounddesign des Welttheaters Einsiedeln kein Zufallstreffer, sondern das Ergebnis audiophiler Empathie, technischen Könnens und präziser Umsetzung war. Gemäß dem Motto „Ich will keine Lautsprecher – ich will die Darsteller hören“! Diesem Urteil schloss sich die Jury einstimmig an.
Herzlichen Glückwunsch Thomas Strebel.
Bilderquelle: http://www.diereferenz.de/prolight-sound-2009-die-bilanz
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